Geflügelausstellung

Atemwegserkrankungen beim Geflügel – eine Übersicht

Atemwegserkrankungen beim Geflügel sind nicht selten. Gerade Geflügelausstellungen stellen ein Risiko für Atemwegserkrankungen dar. Typische Symptome sind röchelnde Atmung, Niesen, Ausfluss an Augen und Nasenlöchern. Die Ausprägung liegen zwischen vereinzeltem Schnupfen bis hin zum Tod. Das schwierige ist, dass diese Symptome vielfältige Ursachen haben können. Im Folgenden sollen einige häufige Ursachen und Erkrankungen vorgestellt werden.

Anatomischer und physiologischer Hintergrund der Vogelatmung

Der Vogel unterscheidet sich sowohl anatomisch als auch in physiologischer Hinsicht von den Säugetieren. Das Atmungssystem setzt sich aus einem luftleitenden/-speichernden Teil (Treachea, Brochien, Luftsäcke) und einem gasaustauschenden Teil (Lunge) zusammen. Die hohe Effizienz des Atmungssystem liegt zum einen in dem Gasaustausch und zum anderen in der Funktion der insgesamt neun Luftsäcke. Diese Ausstülpungen des Bronchalsystems fungieren wie ein Blasebalg und weiten sich bei der Einatmung und werden beim Ausatmen kleiner. Die Lunge weitet sich nicht und ist damit volumenkonstant. Dabei wird bei der Lunge von einer sog. Durchstömungslunge gesprochen. Denn der Luftstrom erfolgt in der Lunge nur in eine Richtung (unidirektional). Dabei kann sowohl ein Gasaustausch bei der Ein- als auch Ausatmung erfolgen.

Ursachen von Atemwegserkrankungen

Aus anatomischer Sicht lässt sich daraus Schlussfolgern, dass bei einer Einschränkung der Luftsäcke bereits zur Behinderung der Atmung kommt. Dies kann z.B. infolge einer Legedarmentzündung und Tumore entstehen. Weitere Ursachen von Atemwegserkrankungen können vier verschiedene Infektionserreger sein: Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. Neben den Erregern an sich können Umwelt und Konstitution des Tieres ausschlaggebend sein. So können „schwache Erreger“ bereits Tiere aufgrund eines schlechten Ernährungszustand und mangelnder Hygiene erkranken lassen, hingegen gut ernährte und gut gehaltene Tiere von diesen Erregern nicht beeinflusst werden. Demnach sollte prophylaktisch auf eine gute Stallhygiene mit geringem Staub- und Ammoniakgehalt geachtet und Zugluft vermieden werden. Die Nahrung sollte ausgewogen und damit einem Vitaminmangel entgegengewirkt werden.

Atmung-Hühner_Blasebalg
Atmungsmechanik beim Vogel: Das Brustbein hebt und senkt sich und die Luftsäcke wirken wie ein Blasebälge.

Bakterien als Ursache von Atemwegserkrankungen

Häufige bakterielle Erreger sind Mykoplasmen, Ornithobakterium rhinotracheale (ORT), Coryza contagiosa (ansteckender Hühnerschnupfen). Mykoplasmose ist einer der häufigsten Atemwegserkrankungen. Neben den Atemwegen (Symptome: Eulenkopf, mit Eiter gefüllte Nasennebenhöhlen) sind auch Gelenke und Legeapparat betroffen. Haben Mykoplasmen den Bestand einmal infiziert, wird man diese nicht mehr los, da sie sich ähnlich zu Herpesviren in Latenz zurückziehen können und sich in Stresssituationen reaktivieren können. Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektionen (horizontal), kann aber auch über das Brutei (vertikal) erfolgen. Ein akuter Mykoplasmenbefall wird mit Mykoplasmen wirksamen Antibiotika behandelt, wobei eine vollständige Erregertilgung nicht zu erreichen ist. Eine Impfung der Küken ist möglich, sofern sie nicht über das Ei oder nach dem Schlupf infiziert wurden.

Viren als Ursache von Atemwegserkrankungen

Bei den Viren gibt es ähnlich zu den Bakterien mehrere Vertreter, die zu Atemwegsinfektionen führen können. Zu den häufigsten zählen das Infektiöse Bronchitis Virus (IBV) und das Aviäre Rhinotracheitis Virus (ARTV). Erstere äußerst sich durch typische Symptome der Atemwegserkrankungen. Legehennen zeigen zudem eine reduzierte Leistung mit Eierschalenveränderungen. Wirksam gegen IBV ist die Impfung. Dabei gibt es einen wirksamen Kombiimpfstoff gemeinsam mit der Newcastle-Krankheit, welches genauso vierteljährlich übers Trinkwasser angewendet  oder jährlich als Injektion appliziert wird.

ARV befällt sowohl Hühner und vor allem Puten und Perlhühner. Die Übertragung erfolgt vertikal über Bruteier und horizontal durch erkrankte Tiere. Erkrankte Tiere zeigen meist Augen- und Nasenausfluss, Nasennebenhöhlenentzündung bis hin zu Ödemen in der Unterhaut des Kopfs und geschwollene Nasennebenhöhlen, weshalb sie auch als „Swollen Head Syndrome“ bezeichnet wird. Als Prophylaxe für ART stehen Impfungen zur Verfügung.

Atemwegserkrankung_Atemnot
Atemnot bei einer Lachshenne infolge einer Atemwegserkrankung

Parasiten als Ursache von Atemwegserkrankungen

Der Rote Luftröhrenwurm (Syngamus trachea) kann zur erschwerten Atmung des Geflügels führen. Er siedelt sich in der Luftröhre an und führt zu Entzündungen mit vermehrter Schleimbildung, sodass es zur Behinderung des Luftweges führt. Zudem saugen die Luftröhrenwürmer Blut, sodass Anämien die Folge sein können.

Trichomonanden finden sich vor allem bei Tauben, können jedoch auch auf anderes Geflügel übergehen.

Pilze als Ursache von Atemwegserkrankungen

Schimmelpilze können auch als Ursache einer Erkrankung des Respirationstraktes in Frage kommen. Häufig sind es Schimmelpilze der Gattung Aspergillose. Der Eintrag der Pilze findet meist über kontaminiertes Futter oder kontaminierte Einstreu statt. Tiere zeigen meist unspezifische Symptome wie Schwäche. Respiratorische Symptome treten vor allem kurz vor dem Tod ein. Die Diagnose sollte über eine Sektion stattfinden, da Pilzsporen überall vorkommen und beim Abstrich mehr oder weniger die Umgebungskeime nachweist. Prophylaktisch sollte der Pilzsporen Eintrag vermieden bzw. verhindert werden. Die Behandlung gestaltet sich schwierig, da für lebensmittelliefernde Tiere keine Mittel zugelassen sind. Eine Umwidmung von Präparaten für andere Spezies ist jedoch möglich, sofern Eier und Fleisch des Geflügels nicht verwendet werden.

Schwierige Diagnostik

Durch die Vielzahl an Ursachen kann die Diagnostik der Atemwegserkrankungen sich schwierig gestalten. Gegen Bakterien, Parasiten und Pilze kann behandelt werden. Prophylaktisch kann gegen Viruserkrankungen geimpft werden. Vergessen dürfen auch nicht Ursachen, die z.B. die Luftsäcke behindern. Zudem kann das Immunsystem durch freiverkäufliche Präparate gestärkt werden.

Text: Kutsche; Fotos: Missbach; Kutsche, Kohls

Nach oben scrollen