Altstämmer mit Rundkappe, schwarz

Altstämmer – kleine Berliner mit Ausstrahlung

Als sich um 1880 die Strukturen der Geflügelzucht langsam überregional herausbildeten, waren einige Tauben- und Hühnerrassen bereits populär. Zu diesen zählen ganz sicher auch die Altstämmer, von denen Quellen bis 1730 zurückführen.

300 Jahre Altstämmer

Es fehlen also nicht mehr viele Jahre, bis ein wirklich beeindruckendes Jubiläum ansteht. Heute zählen sie zu den Raritäten, und 2020 wurden sie mit 180 Paaren gezüchtet. Dabei umschrieb sie Bruno Dürigen 1905 als „eine der edelsten Tauben überhaupt und unser edelster Tümmler insbesondere“. Fast schon leidenschaftlich fügte er hinzu: „der höchste Ast an dem vielgezweigten Baum der deutschen Kurzschnäbler“.

Die Altstämmer bilden ohne Zweifel die Grundlage zahlreicher Rassen und Züchtungen. Schon nach 1800 wurden zahlreiche Tiere aus Berlin exportiert, bis nach Russland, vor allem aber in alle Städte des damaligen Preußen.

Kleine Tauben mit Ausdruck

Kleinheit und eine zierliche Figur waren von jeher die Zuchtschwerpunkte der Altstämmer. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zudem sind sie immer gedrungen, zitterhalsig und graziös. Einhergehend mit diesen Eigenheiten, sind sie zutraulich und angenehm ruhig im Wesen.

Besonderes Augenmerk wird schon immer auf die Kopfmerkmale gelegt. Der breite und runde Kopf zeigt deutliche Pausbacken. Für eine schöne Kopfrundung muss die Stirn breit, hoch und steil sein. Der Schnabel ist fast kurz und in stumpfem Winkel zur Stirn angesetzt. Weiterhin ist er etwas nach unten gerichtet.

Vielseitige Schönheit

Unterschiedliche Merkmale innerhalb einer Rasse sind im Taubenbereich durchaus üblich. Und so kommen die Altstämmer mit glattem Kopf sowie mit Rundkappe vor. Dies verleiht den jeweiligen Tieren eine sehr unterschiedliche Erscheinung. In der Verbreitung liegen die Glattköpfigen ein wenig vorn. Bei der Fußbefiederung ist der Standard sehr klar. Ein Fehlen dieser ist ebenso fehlerhaft wie Latschenbildung. Ziel ist eine kurze Befiederung der kurzen Läufe.

Farbenfrohe Altstämmer

Laut Standard sind bis zu 25 unterschiedliche Varianten möglich. Angesichts der eher dünnen Züchterdecke ist es also normal, dass nicht alle vorkommen. Bei der Bestandserfassung 2020 fehlten jedoch neun Varianten. Besonders die Spielarten des braunen Farbenschlages fehlten gänzlich. Die Dunfarbigen waren nur in einer Zucht in Einfarbig vorhanden. Die Getigerten kamen nur in Rotgetigert vor. Die Augenfarbe ist bei allen Varianten perlfarbig, einzig die Weißen zeigen ein dunkles Auge.

Zuchtgrundlagen

Mit der Kurzschnäbler-Zucht ist auch ein erhöhter Zuchtaufwand verbunden. Sämtliche Rassen dieser Kategorie, und damit auch die Altstämmer, sind fürsorgliche Eltern. Allerdings ist die Zucht mit Ammentauben unvermeidlich. Hierbei sollten Interessierte immer Kontakt zu erfahrenen Züchterinnen und Züchtern suchen. Es liegen inzwischen jahrhundertelange Erfahrungen vor, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Diese Geschichte fortzuschreiben ist gewiss ein Anreiz zur näheren Beschäftigung mit diesen kleinen Tauben.

Text: Holger Schellschmidt; Fotos: Thomas Hellmann

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