Taubenturm-auf-dem-Hof

Taubentürme – eine vergessene Tradition?

Taubenturm, Taubenkobel und Pfahltaubenhaus sind nur einige Bezeichnungen von vielen. Alle
bezeichnen sie das Gleiche: ein kleiner Taubenschlag, der auf einem hohen Pfahl befestigt ist.
Früher konnte diese Form der Taubenunterbringung noch öfters, gerade auf dem Dorf, beobachtet
werden. Heute sind diese aber selten.

Ein kleiner Rückblick

Die Wiege der Taubenhaltung liegt sicher im Mittelmeerraum. Dort sind die ersten Tauben vor
circa 5000 Jahren domestiziert worden. Gerade im Orient, wo vermutlich der Ursprung der
Taubenhaltung liegt, wurde der Wert der Tauben erkannt. Riesige Taubentürme bzw.
Taubenburgen beherbergten zahlreiche Tauben, die vor allem zur Mistgewinnung genutzt wurden,
um die Felder zu düngen.
Auch als Nutztiere, aber eher als Fleischlieferant wurde die Taube in ihrer weiteren Geschichte
genutzt. Mit der Taubenhaltung entwickelten sich verschiedene Taubenrassen und
Haltungsformen.

Taubenturm aus Holz
Ein schöner, hölzerner Taubenturm

Vier Seiten und ein Turm

Gerade auf Bauerngehöften war die Taube als Nutztier nicht wegzudenken. Neben einfachen
Dachschlägen stand der Taubenturm in Mitten des Gehöftes eher repräsentativ für den Hof. Ganz
nach dem Motto: Je prachtvoller desto besser.

Regionale Unterschiede

Früher waren Taubentürme weit verbreitet und dabei wurde jede Region von ganz
unterschiedlichen Taubentürmen geprägt. Von einfachen Holztürmen zu prachtvoll verzierten
Türmen wie sie in Niederbayern stehen bis hin zum aufwendig gemauerten Taubenkobel, die meist
in Mitteldeutschland zu finden sind. Den Besitzern war nichts zu schade. Einerlei, ob es
Schlossbesitzer oder Bauer ist. Markant sind zum Beispiel die Fränkischen Taubenkobel, die auf auf Holzrädern
aufgebaut und mit Seilen umwickelt sind.
Gemein haben sie die Haltung und Nutzung der Tauben. Die Tauben gingen meist Feldern und
bekamen jedoch nur ein wenig Futter hingestreut. Der Taubenturm diente als Nistplatz und
bereicherte mit den Taubenjungen den Speiseplan der Familien.

Fränkischer Taubenturm WGH
Ein Fränkischer Taubenturm am Wissenschaftlichen Geflügelhof des BDRG (WGH)

Taubenkobel sind selten

Heute gilt die Taube und die Zucht zumindest in Deutschland eher als Freizeitbeschäftigung.
Dementsprechend haben sich die Taubenschläge verändert. Der Taubenturm konnte sich nicht
durchsetzen. Denn der Taubenturm bietet zu wenig Möglichkeiten für eine geregelte Zucht. Ein Hingucker
bleibt er alle Male.

Taubenturm_Lausitzer-Purzler
Lausitzer Purzler bewohnen einen kleinen Taubenturm im Garten.

Taubentürme als Möglichkeit einer Taubenhaltung

Wer ein paar Tauben im Garten halten will, findet mit einem Taubenturm sicherlich ein
Schmuckstück und den Spaß an der Taubenhaltung. Bedacht werden muss aber, ob der Taubenkobel wirklich
für Tauben eine Zuhause bieten soll oder reine Zierde bleibt. Wichtig für die Taubenhaltung im
Turm ist ein ausreichend hoher und gegen Raubtiere geschützter Pfahl, eine ausreichend große
Grundfläche sowie eine Reinigungsklappe.
Wer diese alte Tradition aufleben lassen will, kann mit eigenem handwerklichen Geschick oder mit
fertig angebotenen Taubentürmen dies tun. Mit einer Freiflug liebenden Rasse kann ein
Taubenturm auf jeden Fall einen guten Eindruck hinterlassen und so einige begeistern!

Text: Kutsche; Fotos: Gehwolf, WGH, Kutsche

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