Geflügelliteratur einst und jetzt

Im Januar 1857 brachte Robert Oettel sein „Hühnerologisches Monatsblatt“, Nummer 1, als eigene Fachzeitung in Görlitz heraus. Kurz zuvor, am 1. April 1856, erschien bereits die „Taubenzeitung“ aus Berlin. Geflügelliteratur war und ist beliebt.

Zunehmende Technisierung

Vor allem der Fortschritt bei den Druckmöglichkeiten machte auch solche „Nischenprodukte“ möglich und erschwinglich. Mit der Schnellpresse und später der Rotationsmaschine konnten Zeitschriften und Zeitungen massenhaft gedruckt und verbreitet werden.

Zu jener Zeit nahm auch die Mobilität zu. Weite Reisen wurden möglich, und der Forscherdrang erstreckte sich auf alle Wissens- und Interessensgebiete. Die Rassegeflügelzucht erlebte zu dieser Zeit eine erste Hochphase, zumindest in der Literatur.

Internationale Literatur

Impulsgeber waren zu dieser Zeit neben aktiven Förderern vor allem lokale Vereine. Diese bildeten sich nach und nach an allen Orten, vor allem aber in den Städten. Mitunter dienten sie der Vermarktung und Verbreitung neu importierter Rassen und Züchtungen. Gleichermaßen öffneten sie auch den Blick für lokale Züchtungen sowie die internationale Rassezucht. Geflügelschauen entwickelten sich zunehmend, Literatur aus anderen Ländern wurde übersetzt.

Faszination Vielfalt

Das schlichte Landhuhn wurde bedeutungslos – neue Rassen begeisterten. So kann man das Hühnerologische Monatsblatt recht banal zusammenfassen. Die „Hebung der Rassegeflügelzucht“, wie man damals die Verbreitung bezeichnete, war ein Werbefeldzug für alles, was neu war.

Cochin-China und Brahma-Pootra

In der ersten Ausgabe von Oettel´s Zeitung wurden die Spanier-Hühner thematisiert. In der zweiten Ausgabe dann die Cochin, in Ausgabe 3 die Brahma. Für die Cochin wurden bereits zahlreiche Zuchtstätten verschiedener Farbenschläge ausgewiesen. Den Zeilen entnehmen wir zudem, dass eine enorme Nachfrage nach Bruteiern und Tieren bestand.

Quellen und Forschung

In dieser ersten Phase der Geflügelliteratur stand noch das Neue im Mittelpunkt. Rund 20 Jahre später kamen dann die ersten Standardwerke mit detaillierten Beschreibungen der Rassen heraus. Wohlgemerkt, es gab noch keine Gesamtorganisation oder Musterbeschreibungen. Dies änderte sich in der Folge. Eduard Baldamus, Robert Oettel und Bruno Dürigen waren einige der wichtigen Autoren jener Zeit. Diese beriefen sich aber stets und gern auf englische Autoren. Vor allem Lewis Wright schuf mit seinem „The illustrated book of Poultry“ 1873 eine wahre Fundgrube und Inspiration.

Standardwerke der Geflügelliteratur

Zwischen 1885 und 1923 erschien „Die Geflügelzucht“ von Bruno Dürigen in mehreren aktualisierten Auflagen. Dieses Werk ist das herausragende Kompendium seiner Zeit und hat bis heute Bedeutung. Es umfasste sämtliche Facetten der Rassegeflügelzucht und bündelte das Wissen aller zeitgenössischen Persönlichkeiten.

Weit gestreutes Wissen

Selbstverständlich gab es zeitgleich auch weitere wichtige Autoren und Fachschriftsteller. Besonders im Verlag von Paul Trübenbach oder aus dem Hause der Geflügel-Börse erschienen zahlreiche Rasse-Monografien.

Spurensuche

Neben der aktuell herausgegeben Fachzeitschrift erscheinen auch regelmäßig neue Publikationen zur Geflügelzucht. Das geschriebene und gedruckte Wort steht dabei neben authentischen Abbildungen im Mittelpunkt der Geflügelliteratur. Im Gegensatz zum Internet, wo Änderungen stets möglich sind, obliegt ein Buch dem Anspruch der Nachhaltigkeit. Recherche und Genauigkeit müssen dort in hohem Maße beachtet werden.

Vor allem in den USA wurden bereits größere Buchbestände digitalisiert und sind im Internet frei zugänglich. Als Fundgrube für historische Schriften und Bücher hat sich zum Beispiel Internet Archive erwiesen. Auch deutschsprachige Bücher sind dort zahlreich vertreten.

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