Zwerg-Rhodeländer – Entwicklung eines dunkelroten Zwerghuhns
Zwerg-Rhodeländer faszinieren mit ihrer satten, dunkelroten, lackreichen Farbe. Doch war die Erzüchtung dieser Zwerghühner ein langwieriges Unterfangen.
Die Anfänge bis zu den „kleinen Roten“
Zahlreiche Berichte aus der Geflügel-Welt, der Geflügelbörse sowie Publikationen aus Verbands- und Fachorganen der Züchter des Rhodeländerhuhns geben detaillierte Informationen über die Entstehung und Entwicklung des Zwerg-Rhodeländerhuhns.
Aus diesen Quellen geht hervor, dass die ersten Zwerg-Rhodeländer bereits 1914 von A. Seibel gezeigt wurden. Auch weitere Züchter widmeten sich der Herauszüchtung. Insbesondere durch Walter Moritz entstand der erste Standard, der bis heute in seinen Grundzügen Gültigkeit besitzt.
Auch England und die Niederlande werden als Herkunftsländer genannt, wobei es dazu keine eindeutigen Quellen gibt. In England wurden Zwerg-Rhodeländer auch nach dem Ersten Weltkrieg ausgestellt, konnten jedoch insbesondere in den figürlichen Anforderungen nicht mit den deutschen Standards – laut den deutschen Züchterpionieren – mithalten.
In verschiedenen Züchterstätten wurde auf unterschiedliche Weise an die Herauszüchtung herangegangen. Neben leichten Rhodeländerhähnen wurden auch gelbe und schwarze Zwerg-Cochins, rotbunte Zwerg-Asil, Bantams, Altenglische Zwerg-Kämpfer sowie rötlich gefärbte Landzwerge eingesetzt. Das Hauptproblem in den folgenden Jahren war es, die lackreiche, dunkelrote Farbe zu erzielen, sodass immer wieder Tiere der Großrasse eingekreuzt wurden.


„Siedlerhühner“
Aufgrund ihrer ausgesprochenen Nutzeigenschaften – einer hohen Legeleistung von über 150 Eiern mit einem Eigewicht von bis zu 55 g – verbreitete sich das Zwerg-Rhodeländer-Huhn in den 1930er-Jahren recht schnell. Der Zweite Weltkrieg ließ jedoch nur wenige Zuchten übrig, sodass der Neubeginn zunächst schwierig war. Die deutsche Teilung erschwerte den Neuaufbau zusätzlich. Durch Einkreuzungen von Rhodeländern entspannte sich die Situation jedoch allmählich.
Infolge der Teilung entstanden zwei Vereine: der SV der Zwerg-Rhodeländer-Züchter im Westen und im Osten die SZG Zwerg-Rhodeländer. Der Kontakt zwischen beiden Gruppen blieb jedoch bestehen. Sogar während der Teilung wurden Bruteier durch Kurt Rother über den „Eisernen Vorhang“ getauscht.
Mit dem Zusammenschluss der beiden Vereine im Jahr 1990 wurde der Zuchtstand schnell angepasst, und die Rasse entwickelte sich sehr positiv.

Zustand der Zwerg-Rhodeländer
Inzwischen zeigen die Zwerg-Rhodeländer einen vollen, langen, rechteckigen Rumpf mit glatter Ober- und ausgeprägter Unterlinie. Die Brustpartie ist gut gerundet sowie tief und voll. Wesentlich ist der langgestreckte Rücken mit sichtbarem Schwanzwinkel und Schenkelfreiheit. Dadurch kommt die Rechteckform besonders zur Geltung.
Beide Geschlechter sollten eine straffe und geschlossene Federstruktur sowie eine satte, tief dunkelrote Farbe aufweisen. Insbesondere der Hahn sollte käfergrün glänzende bis schwarze Steuerfedern sowie Haupt- und Nebensicheln zeigen. Andernfalls fehlt es bei der Nachzucht, vor allem bei den Hennen, an der gewünschten, tief dunkelroten, lackreichen Farbe.
Der Kopf mit seinem leuchtend roten Kamm sowie den Ohr- und Kehllappen zeugt von Vitalität und Leistung. Der Einfachkamm sollte mindestens vier und maximal sechs Zacken aufweisen, wobei die Kammfahne der Nackenlinie folgen muss. Auch der Rosenkamm ist bei dieser Rasse anerkannt. Er ist mittelgroß, oval, ohne Furchen und mit mittlerer Perlung. Der Kammdorn folgt ebenfalls der Nackenlinie.
Die Läufe sind kräftig gelb und zeigen häufig rotbraune Schuppung.


Die Zucht
Nach wie vor zeigen die Zwerg-Rhodeländer eine hohe Legeleistung, gekoppelt mit außerordentlich guter Befruchtungs- und Schlupfrate. Dies darf in der Zucht keinesfalls vernachlässigt werden und bleibt ein zentrales Ziel.
Ebenso waren Gewicht und Farbe stets ein bestimmendes Thema in der Zuchtgeschichte. Daher ist der züchterische Austausch, insbesondere für Zuchtanfänger, von besonderer Bedeutung.
Ein guter Ansprechpartner für Freunde des Zwerg-Rhodeländerhuhns und Interessierte ist der Sonderverein der Zwerg-Rhodeländer-Züchter.
Text: Kutsche; Fotos: Archiv GZ; Wolters